Georg Gotthart in Frakturschrift

Georg Gotthart und seine Spiele

Georg Gotthart

Georg Gotthart, «Bürger und Eisenkrämer» in Solothurn, ist der Verfasser dreier Spiele: «Histori vom Kampff zwüschen den Roemeren vnd denen von Alba» (‹Kampf der Römer›, 1584), «Zerstoerung der grossen vnd vesten Koeniglichen Statt Troia oder Jlio» (‹Troia›, 1598/99) und «Laeben deß frommen vnnd Goettsfoerchtigen Tobiæ» (‹Tobias›, 1617/19). Die Spiele wurden alle in Solothurn aufgeführt und sind in Drucken aus der Zeit erhalten.
Über Gotthart selbst konnte bislang nur wenig in Erfahrung gebracht werden; er war Bürger in Solothurn (Bürgereid: 1571), in der Stadt als Eisenkrämer (Metallhändler) tätig und in der Zunft zu Schmieden (mindestens 1599/1600 Zunftmeister). Vereinzelt wird das Geburtsjahr 1552 genannt; dafür sind aber keine Belege (mehr) fassbar. Georg Gotthart verstarb am 23. März 1619.

Georg Gotthart aus Solothurn ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Domherrn in Passau († 1589), der durch mehrere in Ingolstadt gedruckte Schriften in Erscheinung trat, oder mit Georg Gotthart, Organist zu St. Elisabeth in Breslau (1568–1585).

Die Spiele Gottharts

Die Leser des 19. Jahrhunderts (und darüber hinaus) haben die Spiele Gottharts meist abwertend zur Kenntnis genommen; so schrieb beispielsweise Jakob Baechtold in der Allgemeinen Deutschen Biographie: «Namentlich die zwei letzten Stücke, deren Aufführung zwei Tage erheischte, gehören zu den umfangreichsten der Zeit. Sie sind durchwegs ohne Handlung, langweilig, fad moralisierend […].» (Baechtold, Jakob: Georg Gotthart. In: ADB, 9. Leipzig 1879, S. 485.)
Solche Urteile werden der Leistung Gottharts und seinen Spieltexten nicht gerecht. Eine besondere Bedeutung der Spiele liegt darin, dass sie die letzten öffentlich aufgeführten grossen Bürgerspiele Solothurns waren; davor waren Spiele gehalten worden, die sich vorwiegend an geistlichen Themen orientierten (zum Beispiel die Spiele von Hanns Wagner alias ‹Carpentarius›), nach Gotthart folgte die Zeit des Jesuiten- bzw. Schuldramas. Eine genauere Untersuchung der Spiele Gottharts lohnt sich deshalb durchaus und ergibt wertvolle Erkenntnisse über die Theaterkultur der Frühen Neuzeit in Solothurn.

Kampf der Römer

Titel

Ein warhafftige
Lustige vnd schoene Histori/
vom Kampff zwüschen den Roemeren
vnd denen von Alba / zogen vß dem Tito
Liuio / Vnnd durch Georg Gottharten Burger zuo
Soloturn in rymen gestelt. Durch ein Ersame vnd
Junge Burgerschafft zuo Soloturn gespilt
worden vff dem 13. tag Meyens/
deß 1584. Jars.
M.D.LXXXIIII

Druck

Getruckt zuo Bernn/ By Ben=
dicht v°lman/vnd Vin=
centz im Hof.
[G8a]

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Troia

Titel

Ein schoen lustiges Spil oder
Tragedi:
Von Zerstoerung der grossen
vnd vesten Koeniglichen Statt
Troia oder Jlio.
Durch
Georg Gotthart Burgern vnnd
Jsenkraemern zu Solothurn componiert, vñ
in Reymen gestellt: Durch ein Ersame Burgerschafft
zu Solothurn den 20. vnd 21. Tag Septemb. deß
1598. Jahrs gespilt vnd agiert
worden. […]

Druck

Getruckt zu Fryburg in Vchtlandt / bey M. Will=
helmo Maess.
1599.

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Tobias

Titel

Ein Schoene
Lehrrüche Histori / vnd
Comœdia, von dem Laeben
deß frommen vnnd Goettsfoerchtigen
Tobiæ. Durch Georg Gotthart/
Burger vnd Eisenkremer in Solo=
thurn Componiert/vnd von einer Ehr=
samen Burgerschafft daselbsten/of=
fentlich agiert vnd gspilt wor=
den/den 23. vnd 24. tag
Aprilis/Anno
1617.

Druck

Getruckt zu Augspurg / bey
Sara Mangin Wittib/ Jn verlegung
Joan: Hederlin Buchhendler
zu Lucern. Anno
1619

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 Ralf Junghanns
20.08.2023
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